| BerichteEhrenpreisverleihung
Im Jahr 2013 gelang es uns erstmalig nach mehreren Anläufen auf die Liste für die Nominierung des Ehrenamtspreises der Stadt Potsdam zu kommen. Aus unserer Abteilung Wandern wurde der Abteiungsleiter aus dem Kreise der Bevölkerung vorgeschlagen. Nach dem man auf Nachfrage die Vorschläge nochmals sichtete, kam auch eine Einladung für die Nominierung. Seit 2010 wurde dieses mit tatkräftiger Unterstützung aus der Öffentlichkeit immer aufs Neue versucht. Doch in so mancher Verwaltung gibt es viele, viele Ablagemöglichkeiten (Ordner, Schreibtischschubladen usw.). Was einmal dort gelagert wird, bleibt auch oft dort verschollen. Es muss immer wieder "nachgehakt" werden.
Aus unserer Gruppe haben übrigens alle, die es gesundheitsmäßig noch packen können in einer 5 Jahre dauernden Anwartschaft das Deutsche Wanderabzeichen in in der Stufe Gold für aktiv andauerndes Engagement erreicht. 2015 2015 die erste Stufe der Wiederholung in der Stufe Gold dazu. Das ist die höchste Form, die hierfür momentan bundesweit vergeben wurde. Doch das Wörtchen "Wandern" birgt in sich noch "mehr Gefahren". Die in die Kommission für die Auswahl der Kandidaten für den Ehrenamtspreis der Stadt Potsdam Berufenen können dieses Engagement "Wandern" schlecht in die ihnen vorgegebene Kategorien einordnen. 1. Ehrenamtspreis zur Förderung des sozialen Zusammenhalts 2. Ehrenamtspreis für Generationen verbindende Arbeiten 3. Ehrenamtspreis an die Jugend der Stadt 4. Ehrenantspreis für kulturelle Momente 5. Ehrenamtspreis in Natur und Wissenschaft 6. Ehrenamtspreis für sportliche Engagements 7. Preis für langjähriges Engagement
Objektiv betrachtet gehört das von uns erbrachte Engagement im Wandern eigentlich in alle Kategorien und überall wurde Herausragendes für die Stadt erbracht - allein über 40 Jahre können Mitglieder unseres Teams hier kontinuierlich aufweisen. Man hat es statistisch nachgerechnet: zwischen 300 bis 1000 Stunden konnten jährlich bei uns bei Einzelnen nachgewiesen werden. Das sind durchschnittlich 1 bis 3 Stunden pro Tag - bei uns aber überwiegend an den Wochenenden zusammengefasst - Leistungen für die Allgemeinheit ohne Auslagenersatz und Honorar (intern wird hier statistisch mit 12 € pro Stunde für die Wertschöpfung des Staates gewertet).
(zu Punkt 1) Es wurden viele Wanderungen für finanziell sozial Schwache und Senioren durchgeführt, die sonst von der überige Gesellschaft ausgegrenzt wären - Wanderungen und Führungen in nahen Umfeld auch für Hartz-IV-Empfänger.
(zu Punkt 2) Alt und Jung wurde in die vielfältigen Touren einbezogen - das "Zauberwort" heißt beim DWV "Familienwandern" - aber in den öffentlichen Verwaltungen "generationenübergreifend". (zu Punkt 3) Die Jugendarbeit im Wandern ist bundesweit inzwischen total eingebrochen. Das traf uns auch. Hatten wir doch eine der wenigen Jugendgruppen, die die Stadt bis hin zu vielen Veranstaltungen im Ausland vertrat. Unsere Mitstreiter wuchsen aus dem Jugendalter einfach heraus, Und auch nicht jede neu gegründete Familie zieht insgesamt weiter mit. Heute sind es oft zusätzliche finanzielle Engpässe. Wandern ist auch keine olympische Disziplin - also können Firmen über Werbung beim Wandern nicht viel bewirken.
(zu Punkt 4) Bei jeder unserer Touren steckt im Hintergrund das nationale Welterbe bzgl. Natur und Kultur. Events werden bei Aktionen miteinbezogen - sind aber nicht unser Schwerpunkt. Wir wirken ehrenamtlich - die meisten Events der heutigen Zeit dienen aber vorrangig dem kommerziellen Tourismus. Die Gäste wollen auch essen, trinken und übernachten. Führungen durch touristische Unternehmungen muss der Einzelne kräftig bezahlen. Wir bieten dieses kostenfrei. Nur unseren eigener Organisationsaufwand bitten wir von unseren Gästen auszugleichen - meist 1 bis 2 Euro. Kommerzielle Unternehmungen nehmen inzwischen bis zu 10 Euro pro Stunde und Teilnehmer und die Touren enden meist vor ausgewählten Gasthäusern.Kommerzielle Unternehmungen verlangen bei Gruppenführungen inzwischen ca. 100 Euro pro Stunde für den vom Unternehmen eingesetzten Wanderleiter.
(zu Punkt 5) Natur und Wissenschaft gehören als Selbstverständlichkeit ohne große Ankündigung zu unserem Programm. Allein aus den Wanderplänen kann man das schon ablesen.
(zu Punkt 6) Unsere Gruppe stand eindeutig über Jahre an der Spitze der territorialen ostdeutschen Wanderbewegung. Wir bildeten den "Nachwuchs" aus und waren selbst auch sportlich aktiv. Die höchsten möglichen Klassifizierungen im Wandern wurden uns zuteil. Einzel- und Gruppenurkunden füllen ganze Alben. Im Ausland hieß es immer "Das sind die Potsdamer - gute Feunde!" - Gegenbesuche folgten. Wir bauten schon vor dem pass- und visafreien Verkehr die Grenzen ab. Viele der über Jahre Ausgebildeten wirken inzwischen über die gesamte deutsche Republik verteilt in Vereinsleitungen. Wir sind auch im Landesfachverband der Wanderer Brandenburgs aktiv vertreten - in territorialen Gremein ebenfalls. Es hat über 100 Jahre gedauert, bis der (altbundesdeutsche) Deutsche Wanderverband das "Wandern" auch als Sport anerkannte. Auch 20 Jahre nach der Wende hieß es noch immer, dass die Ostdeutschen das Wandern erst erlernen müssten. Die Basis der Wanderer in Ost und West war da ganz anderer Meinung - sie tauschten ihre Erfahrungen bei vielen gemeinsamen Aktionen bestens aus.
(zu Punkt 7) Mehrere Mitglieder können bei uns ein langjähriges Enagement von mindestens 30 bis zu 50 Jahren aufweisen.
Resümee: Trotz dieses unwahrscheinlichen ehrenamtlichen Engagements blieb es bei Festempfängen des Oberbürgermeisters für uns nur bei einer Namensnennung. Man gab anderen - auch Würdigen - seitens der Jury den Vorrang. Wir wurden schwerpunktmäßig in die Gruppe "Ehrenamtspreis für sportliches Engagement" eingestuft. Da sollten wir uns dann mit Gruppen und Einzelnen messen, die für die Stadt Weltmeistertitel im Leistungssport geholt hatten. Doch Wandern gehört aber nun mal zum Breitensport, ist auch keine Leistungskategorie im Seniorensport.
Besonders beim "Preis für langjährigen Engagement" fühlten wir uns nicht ausreichend berücksichtigt. Mit 50 Jahren Dauerengagement dürfte man eigentlich in der Bewertung recht weit vorn liegen.
Andere Beobachter waren der Meinung, dass die Jury nicht alle Begründungen für die Auszeichnung der Kandidaten zu Gesicht bekommen haben könnte. Die Festredner bezeichneten die Veranstaltung jeweils als drittgrößtes Event der Stadt. Nur die Lokalpresse widmete diesem Ereignis nur einen kurzen Artikel. Lobenswert wäre doch zu mindestens eine namentliche Nennung der Ausgezeichneten in der Presse gewesen. Lediglich im Internet erschien nachträglich die Namensnennung. Auch DVD's mit Aufzeichnungen der Veranstaltungen wurden vertrieben.
Es scheint noch immer der Eindruck zu bestehen, dass ehrenamtliches Engagement den Unternehmungen massiv Aufträge kosten könnten. Andererseits können Unternehmungen diese Lücken nicht schließen. Auch der lokale Tourismusverband sieht nur sein eigenes Engagement. Zuarbeit, einfache Unterstützung durch Aiuslegung unserer Wanderprogamme, aber auch unserer Hilfe für das touristische Umfeld wird strickt von dort abgelehnt. Man denkt zunächst nur an den eigenen unmittelbaren Bereichs-Umsatz. Mit Stand von März 2015 hatte die Staatskanzlei des Landes Brandenburg an unsere Abteilung Wandern insgesamt 9 Ehrenamtskarten für das geleistete Bürgerschaftliche Engagement übergeben. Für die durchgeführten Fortbildungen gab es ebenfalls Zertifikate der Staatskanlei. 2016 hat man tatsächlich unserere Aktivitäten erneut durch Vorschlägen für die Nominierung zum Ehrenamtspreis der Stadt Potsdam berücksichtigt. Nur für die in den Anschriften verwendeten Postleitzahlen erfand man diesmal ein eigenständiges System der Zuordnung der Postleitzahlen zu den Straßen - .das im Auftrage des Oberbürgermeisters - irgendwie blamabel. In 2016 auf ein Neues. Nun sollten wir alles aus 2015 nochmals einreichen. Doch wieder blieb es nur bei einer Nennung. Nun hieß es im Nachgang für 2016, dass man das hohe Engagement für Flüchtlinge besonders würdigen wollte. Alles andere hätte zurückstehen müssen. Auch beschränkte man sich auf die Aktivitäten in ausgewählten Stadtquartieren. In 2017 hatte man zwar alle unsere Kritiken ordnungsgemäß umgesetzt. Alle Teilnehmer profitierten davon. Die Veranstaltung und die Reden dazu waren hervorragend. Gleichzeitig wurde aber auch das System der Würdigung für den "Ehrenamtspreis der Stadt Potsdam" komplett verändert. Es wurden zwar herausragende einzelne Aktivitäten stellvertretend für die Gesamtheit der Ehrenamtlichen gewürdigt. Das Ganze hatte den Charakter eines Losprinzips. Auch die Zahl der Preise wurde reduziert. In 2018 wollten wir die Stadtverwaltung beim Wort nehmen und reichten wieder unsere attraktivsten ehrenamtlichen Tätigkeiten zur Bewertung ein. Mal schauen, mit welcher tollen Ausrede wir wieder zwar vorgeschlagen, aber trotzdem, wie schon seit Jahren gewohnt, wieder hinter anderen offiziell zurückstehen müssen. Diesmal machte es wieder den Eindruck, dass besonders Ausgezeichnete aus dem Umfeld des jeweiligen Sponsor der Urkunden und Sonderpreise bedacht wurden. Der zur Entscheidung eingesetzten Jury gibt man einfach die Wertungsbedingungen so vor, dass sie festgelegt ist: Kategorie- und Quartiergebundenheit der zu bewertenden ehrenamtlichen Aktivitäten, dazu Einschränkung der Anzahl der Sonderpreise. In diesem konkreten Fall dauert die "unendliche Geschichte" nun schon über 6 Jahre. Obwohl jeder der Ausgezeichneten umfangreich Ehrenamtliches geleistet hatte, stimmten die Relationen bzgl. Umfang, Anzahl und Langjährigkeit zwischen den Ausgezeihneten und den dafür Nominierten in gravierender Weise nicht. Vielleicht sollte man als Lösung nur die Nominierten mit etwas längerer öffentlicher Vorstellung bedenken - aber auf persönliche Auszeichnungen in diesem Zusammenhang ganz verzichten.
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